eher dazu neigt, sich zurückzuziehen oder nach außen zu richten. Wer ein Leben lang gerne gereist und anderen offen begegnet ist, wird das wahrscheinlich auch im Alter weiter ausleben. Wer hingegen einen Großteil seiner Zeit alleine lebt, entwickelt im Alter womöglich ein eher egozentrisches Verhalten. Und letztendlich prägen jeden Menschen seine Erfahrungen und Schicksalsschläge, die wir nicht immer beeinflussen können. Auf Augenhöhe Es liegt auf der Hand: Älter werden ist nicht sexy. Die Haut erschlafft. Der Körper hat immer mehr Wehwehchen und die Arztbesuche häufen sich. Auch unsere Eltern bleiben davon nicht verschont. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die gemeinsamen Spaziergänge kürzer ausfallen, beim Treppensteigen das Atmen schwerfällt oder gesundheitliche Rückschläge den Alltag dominieren. Einige Menschen bleiben noch bis ins hohe Alter körperlich fit, dafür spielt der Kopf vielleicht irgendwann nicht mehr so gut mit. Und damit meine ich nicht nur den amateurhaften Umgang mit Online-Banking, Smartphone, Drucker und Co. Doch es kommt der Moment, an dem mehr Unterstützung erforderlich ist – oftmals schleichend, manchmal aber auch ganz ad hoc. Während einige Eltern nur schwer Hilfe annehmen können, gibt es auch solche, die ganz vergessen haben, dass ihre Kinder nicht mit in den Ruhestand gegangen sind und tagtäglich zur Arbeit müssen. Meine Mutter gehört auf jeden Fall zur erstgenannten Gruppe. Wenn sie an einer Grippe oder Ähnlichem erkrankt, lehnt sie jegliche Unterstützung vom Einkaufen bis zum Apothekengang vehement ab. Ganz anders sieht es allerdings aus, wenn ich für sie Online-Bestellungen tätigen oder ihr die FotobuchSoftware erklären soll. Hier wird meine Unterstützung als Selbstverständlichkeit angenommen, obwohl sie natürlich vieles besser weiß als ich. Wenn sich die Rollenverteilung zwischen Eltern und Kind im Alter verschiebt, kommt es letztendlich darauf an, wie wir damit und wie wir miteinander umgehen. Schwierig wird es, wenn sich das Verhältnis umkehrt und alte Menschen selbst in die Kinderrolle gedrängt werden. Niemand mag gerne bevormundet und seiner Selbstständigkeit beraubt werden, die wir uns ja schließlich alle in der Kindheit Schritt für Schritt erkämpft haben. Nicht mit mir Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, heißt es immer. Kaum etwas prägt uns als Menschen so sehr wie die Beziehung zu unseren Eltern. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch ihr Verhalten in Teilen auf uns abfärbt. Denn sowohl unsere Gene als auch die Umgebung, in der wir aufwachsen, formt unsere Persönlichkeit. Wenn ich den Satz höre: „Du klingst ja schon wie deine Mutter“, zucke ich automatisch zusammen. Wahrscheinlich, weil ich sofort an bestimmte Verhaltensweisen denke, die mich regelmäßig auf die Palme bringen. Zum Glück habe ich mein Leben ja selbst in der Hand. Ich hoffe, ich kann mich auch mit zunehmendem Alter vor starren Denk- und Verhaltensmustern schützen. Ich möchte gerne offen und flexibel durchs Leben gehen – und das soll auch im hohen Alter so bleiben. Vielleicht hilft es ja schon, wenn ich mir das täglich in Erinnerung rufe und mein eigenes Verhalten reflektiere. Aber letztendlich haben wir ja alle unsere Macken und Ticks … AUGEN AUF: Starke Wesensveränderungen im Alter können ein Anzeichen für Erkrankungen wie Altersdepression, Stoffwechselstörungen oder auch Demenz sein. Oft lassen sich körperliche und psychische Erkrankungen nicht scharf voneinander trennen und können einander verstärken. Eine Abklärung beim Arzt kann hier Klarheit schaffen.
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